Obertauern Reise

Der Krampus zu Besuch in Obertauern

Mittlerweile ist es Tradition geworden, dass zum alljährlichen Ski-Opening nicht nur Partybegeisterte nach Obertauern reisen, sondern auch zahlreiche, finstere Gesellen den österreichischen Skiort auf- oder, wie es in diesem Fall heißt, „heim“-suchen: Der Krampus zu Besuch in Obertauern!

Dass rund um den 6. Dezember allerorts der Nikolaus für strahlende Kinderaugen sorgt, ist natürlich bekannt. Dass er in Österreich und in einigen Alpenregionen nicht alleine, sondern in Begleitung „finsterer Gesellen“ kommt, hingegen weniger. So ist es nicht erstaunlich, dass vor allem bei ausländischen Gästen die Verwunderung groß ist, wenn sie plötzlich nicht nur einem, sondern gleich ein paar hundert Krampusse – so die Bezeichnung der zottigen Gestalten – auf der Passhöhe von Obertauern gegenüber stehen.

Krampuslauf Obertauern
Alljährlich findet in Obertauern die Krampusparty mit einem großen Schaulauf hunderter Krampusse statt.
Foto: TVB Obertauern

Der Krampus – gelebtes Brauchtum

Beim Krampus und den damit verbundenen „Krampus- oder auch Perchtenläufe“ handelt es sich um ein jahrhundertaltes und in Österreich noch immer sehr gepflegtes Brauchtum. Eigentlich sollte der Startschuss der Umzüge erst am Nikolaustag, dem 6. Dezember, erfolgen. Doch mittlerweile sieht man die dunklen Gestalten auch Wochen davor und danach bei zahlreichen Schauläufen und Umzügen. Geschmückt mit kunstvoll geschnitzten Holzmasken, zotteligen Fellkostümen und schweren Glocken sind sie wahre Publikumsmagnete. Dementsprechend zahlreich finden in Österreich diverse Schauläufe, die in manchen Städten bis zu 10.000 Besucher locken, statt. Für viele auch eine willkommene Abwechslung in der sonst doch „staden Zeit“, wie die ruhige Adventszeit hierzulande genannt wird.

Es ist aber auch beeindruckend, wenn die Krampus-Gruppen, sogenannte Passen, mit furchteinflößendem Gebrüll, Ketten rasselnd, begleitet vom dumpfen Geläute der umgehängten Glocken, stampfend und teils tollen Feuershows präsentierend an einem vorbeiziehen.

Der Krampus als Begleiter vom Nikolaus

Aber nicht nur bei diversen Schauläufen macht man in Österreich Bekanntschaft mit dem Krampus. Hier geleitet er traditionell den Nikolaus am Abend des 5. Dezembers auch zu Hausbesuchen. So war es bis vor einigen Jahren noch gang und gebe, dass die braven Kinder gleich vom Nikolaus beschenkt wurden, während den schlimmen vorab eine Strafe vom Krampus drohte. Auch der Spruch “Wenn du nicht brav bist, holt Dich der Krampus“, war bis vor noch nicht all zu langer Zeit den meisten österreichischen Kindern bekannt. Und nicht nur bekannt – bei den meisten erwies er sich auch durchaus respekteinflößend und verfehlte meist nicht seine Wirkung.

Woher der Krampus seinen Namen hat

Der Name Krampus kommt aus dem Altdeutschen, und wurde von dem Begriff Krampen, was Kralle bedeutet, abgeleitet. Gerade im Salzburger Land, seit je her eine Hochburg des Krampus-Brauches, wird der Krampus gerne auch „Kramperl“ genannt.

Belege für das Begleiten des Heiligen Nikolaus durch die Schreckensgestalten gibt es ab dem 17. Jahrhundert. Schon damals zogen die beiden als untrennbares Duo von Haus zu Haus. Lediglich während der Zeit der Inquisition war der Krampus unter Androhung der Todesstrafe verboten. Niemand durfte sich damals als teuflische Gestalt verkleiden.

Heute werden Nikolo und Krampus in manchen Gegenden von einer ganzen Entourage begleitet: Auch Hex, Engerl und Korbträger gehören da zur Gefolgschaft.

Detail am Rande: Ein Krampus ist übrigens kein Percht, auch wenn sie rein optisch oft zum Verwechseln ähnlich sind. Perchten ziehen nämlich erst ab Weihnachten bis zum Dreikönigstag durch das Salzburger Land. Unterteilt in Schön- und Schiachperchten sollen sie unter lautem Glockeneinsatz den dunklen Winter und böse Geister austreiben.

Der Krampus zu Besuch in Obertauern

In Obertauern findet das schaurig-schöne Vorweihnachtsbrauchtum – normalerweise, denn im Jahr 2020 ist alles etwas anders – alljährlich im Rahmen des auf zwei Wochenenden verteilten, offiziellen Ski-Openings statt.

Krampusparty mit Schaulauf auch 2021 abgesagt

Heuer war die legendäre Krampusparty mit Schaulauf von vornherein abgesagt. Bereits 2020 musste die Veranstaltung aufgrund der damaligen Verordnungen leider abgesagt werden.

  • Der Lauf, an dem zahlreiche Krampusse teilnehmen, sollte 2020 um 20 Uhr 30 beginnen.
  • Die normalerweise im Anschluss stattfindende Ö3-Disco wurde bereits im Sommer 2020 abgesagt.

Fürchten muss man sich bei einem Krampusumzug übrigens nicht. Es ist ein reiner Schaulauf. Die teilnehmenden Krampus-Gruppen ziehen entlang einer eigens errichteten Absperrung über die Passhöhe von Obertauern. Zudem sind sie angehalten, sich „freundlich“ gegenüber den Gästen zu verhalten.

Auch wenn es nicht gefährlich ist. Ein den Krampussen zu nahe treten empfiehlt sich allemal nicht sonderlich. Ist doch der Fellanzug so gut wie immer aus Schafs- oder „Goaß“-Fell [der Name “Goaß” ist Mundart und bedeutet „Ziege“] und meist dementsprechend geruchsintensiv …

Neugierig auf mehr Obertauern-Themen geworden?

Unter der Rubrik „Obertauern“ findet man alle hier bislang erschienenen Obertauern-Beiträge.
In „Obertauern-Winter 2021/22” sind alle Termine der aktuellen Skisaison ersichtlich.
Aktuelle Informationen und Veranstaltungshinweise präsentiert der “Obertauern Newsticker“.

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Dezember 2018 und wurde zuletzt am 5. Dezember 2021 aktualisiert]

15 Kommentare

  1. Super! Gerade von deutschen Freunden werde ich oft gefragt, was es denn mit “diesem Krampus” auf sich hat! Das ist wirklich vielen, v.a. im Norden beheimateten, nicht geläufig …
    Lg!

  2. Objektiv: Die Masken der Krampusse sind echt Kunstwerke. Wenn man sie mal bei Tageslicht betrachtet, stellt man schnell fest – Handwerkskunst vom Feinsten. Diese Falten und Mimik in Holz festgehalten – phantastisch. Subjektiv: Abends im Dunkeln, mit Fellkostümen und wilden Gebärden mach ich mir immer noch fast in das Höschen. Tolle Bilder, gerne gelesen!

  3. solche Bräuche und Traditionen finde ich immer wieder spannend! in der Kindheit war ich ja viel im Harz und da gab es ähnliches im Winter und zur Fastnachtszeit! den Krampus kenne ich aber nicht 😉

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina

  4. So Krampusläufe sind zwar ziemlich spektakulär, aber ich meide das. Ich sags einfach gerade raus, was das angeht bin ich ein totaler Schisser. Vor ca. 20 Jahren hatte ich da ein nicht besonders schönes Erlebnis bei so einem Krampuslauf, mit blauen Flecken und kaputtem Mantel. Seither meide ich solche Krampusläufe 😉

  5. Ist ja spannend, diesen Brauch kenne ich gar nicht. Und ein Krampus hat mir bis gerade noch gar nichts gesagt 😉 Irgendwie sehen die Gestalten ja gruselig aus… aber ich bin auch ein Schisser 🙂 Finde ich aber klasse, dass Traditionen dort noch so gelebt werden

    Liebst,
    Sarah

  6. Ich liebe diese Bräuche in Österreich … und gebe sie auch an meine Kinder weiter. Wir haben es bisher noch zu keinem Krampusslauf für Kinder geschafft (da gibt es eigene) … aber nächstes Jahr werden wir das ganz bestimmt schaffen :-). Gerne gelesen!

    Liebe Grüße
    Verena

  7. Das ist ja ein interessanter Brauch, habe vorher vom Krampus nie was gehört. So habe ich wieder etwas dazugelernt, danke für die Infos.
    Liebe Grüße Bo

  8. Servus,

    ja, hier bei uns im Süden ist das schon sehr verbreitet. Man kann sich vor den Krampussen schon echt fürchten, da sind die Halloween-Geister nichts gegen

    Liebe Grüße
    Flo von den Phototravellers

  9. BEEINDRUCKEND 🙂 Krampussen begegne ich in meinem Leben das erste Mal… als Kind hätte ich Angst gehabt, als Erwachsener finde ich sie gruselig schön. Die Masken sind handwerkliche Meisterwerke, nicht?
    Danke für den schönen Bericht, ich habe ihn gerne gelesen. Liebe Grüsse Bettina

  10. Was für ein spannender Beitrag. Vom Krampus habe ich nich nie gehört, den gibt es weder bei den Nieder- noch Sachsen. Da zeigt sich wieder, andere Länder, andere Sitten.
    Die Verkleidungen sehen wirklich zum Fürchten aus. Vielen Dank für diesen interessanten Exkurs.

    Liebe Grüße,
    Mo

  11. Huhu,

    wow, endlich weiß ich was das Fest bedeutet 🙂 Habe vor einigen Wochen Fotos bei einer Bekannten aus Österreich gesehen und mich schon gefragt, was es damit auf sich hat. Nun bin ich schlauer. Find ich richtig genial.

    Lg
    Steffi

  12. Oh wow, ich hab das erste mal von der Krampussage gehört, als der Film in den Kinos lief, kann mich aber daran erinnern, dass wir in meiner Heimat auch eine Pelzmerteljagd hatten, da sahen die Pelzmertel mit ihrer Rute ähnlich wie die Krampusse aus. Ich finde es wirklich schön, wenn solche Bräuche aufrecht gehalten werden!

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